Sonntag, 31. August 2014

Ankunft... (L.)

So, zum ersten Mal alleine am Blog schreiben. Seltsames Gefühl, aber machen wir´s Beste draus.

Gestern gings dann endlich los (von zuhause natürlich mit 10 min Verspätung in Richtung Frankfurt). Abflug 17 Uhr (ebenso hier mit fast einstündiger Verspätung), Maschine LH916... und  ich war ja nicht  schon nervös genug, wegen meiner neuen Familie oder so, nein Luise ist auch zum ersten Mal in ihrem Leben in der Gegend rumgeflogen. Doch zunächst einmal: Noch nie habe ich an einem Tag sooft meinen Personalausweis ein- und ausgepackt um es den Leuten am Flughafen auch ja recht zu machen und ihnen dieses dumme Ding unter die Nase zu halten (klar, ich schlepp ne Bombe ein, wie man Vater noch so schön bemerkte). Selbstverständlich hab ich auch keinen Stress kurz vor dem Start geschoben (wer hier die Ironie nicht erkennt ist auf diesem Blog falsch, sorry). Naja, irgendwann waren wir dann doch in der Luft und es war soweit in Ordnung. Klein Luise musste natürlich erstmal ihre Umgebung in Form von Tisch hoch- und runterklappen, Sitzverstellen, Inspizieren des Fensters und so weiter erkunden (an dieser Stelle: Sorry Angi, dass ich mal wieder peinlich war). Der Snack war naja, sagen wir essbar (Hähnchen-Feta Sandwich). Enttäuscht war ich vor allem von den Getränken... ich voll am Durst schieben hätte am liebsten fünf von diesen Pupsbechern mit Cola abgedrückt.

Über den Wolken.... (am liebsten wäre ich dort reingesprungen. Sah so weich aus.)

Der Flug war irgendwie viel zu schnell vorbei.... Tja, und dann wurde mir kurz vor Ausstieg erstmal richtig schlecht, so hab ich erstmal ne Kotztüte von Lufthansa mitgehen lassen für den Fall der Fälle. Ist jetzt aber mein Andenken (unbenutzt natürlich!!!).
Das Einsammeln des Gepäcks stellte sich dann noch als eine sportliche Herausforderung dar, da nämlich dieses schnurstracks an mir vorbeifuhr und ich erstmal einen kleinen Sprint einlegen durfte um es vom Band zu hieven.

Und dann der Moment. Wird meine Family auch wirklich da sein? Sie waren da! Meine vier Kinder (two sets of twins von 12 und 10 Jahren) hingen hinter der Absperrung, gut zu erkennen an ihrem blonden Haar, und grinsten mich an. Kurze Verabschiedung von Angelina und auf meine neue Familie zu... und erstmal Erleichterung: Alle sprachen so, dass ich sie verstand! Nach kurzem Austausch zwischen Angis und meiner neuen Mum, die das offensichtlich super fanden, dass wir zusammen kamen ging es dann zum Auto.
 Dann der erste Schock: Ich sollte vorne sitzen. Heißt: In Deutschland eigentlich die Fahrerseite, hier in UK die Beifahrerseite. Aber erstaunlicherweise fühlte es sich nicht so seltsam an wie gedacht, zugegeben: Anderes war in dem Moment auch wichtiger, denn von hinten kam ständig neue Fragen die beantwortet werden wollten.

Dann stand ich vor meinem neuen Zuhause... Dezent britisch das Haus, ebenso wie der Rest von Twickenham, den ich bis dato aus dem Auto gesehen hatte.


Coole Straßenschilder, was?

Schnell ging es rein und genauso schnell wieder raus. Nein, ich wurde nicht gleich nach fünf Minuten rausgeworfen! Aber, nach einer nicht beendeten Hausführung wollten die Kids lieber mit mir Fußball spielen ("Only five minutes!" ... Ja, die verschiedenen Zeiteinheiten lernen wir noch).
Nach einer Viertelstunde ging es dann rein zum Essen. Mein neuer Papi hatte gekocht: Reis (zu meinem großen Vergügen) mit Curry, von dem er stolz behauptete es wäre das britischste Essen überhaupt. Ich bin zwar anderer Meinung, aber das ließ ich am ersten Abend mal so stehen.
Und nach dem Essen? Natürlich noch ne Runde kicken! Also, wenn das ein Jahr lang so geht muss ich mir um meine noch nicht vorhandene Kondition keine Sorgen machen.
Später hab ich dann noch ein bisschen Christkind gespielt und bin meine Gastgeschenke losgeworden.
 Ja.. und nun zu meinem Zimmer. Richtig cool unterm Dach, sehr gemütlich UND (jetzt kommt´s) eigenem Badezimmer! Luxus pur, wie ich heute morgen gleich bemerkt habe. Bisher gibt es nur ein Manko: Wie zum toten Geier macht man hier bitte die Fenster auf?!? Die spinnen irgendwie manchmal schon nen bisschen die Briten...der Satz wird sicher auch noch einige Male erwähnt werden. Ich hoffe in den nächsten Tagen werde ich auf des Rätsels Lösung stoßen (wie kommt denn das, wenn ich frag wie man hier die Fenster öffnet?). Gestern allerdings war ich dann sogar noch so fleißig und habe mich weitgehend schon eingerichtet, vor einem einstündigen Skypegespräch mit Angi (warum schaffen wir´s nie mal unter ner halben Stunde zu bleiben?).

Meine erste Nacht war gut, aber kurz. Um 6 Uhr war an Schlaf nicht mehr zu denken, aber egal. Irgendwann gab es Frühstück. Ich kam runter und die drei Mädels saßen schon am Tisch und hatten ganz lieb auch einen Teller für mich hingestellt. Dann ging das Gerangel los, wer mir denn jetzt einen Kaffee machen darf (ich hab dann einfach das Zepter an mich gerissen, frei nach dem Motto: Selbst ist das Au-Pair!). Da hier alle Mädels auch eine meiner favorisierten Bands mögen, gab´s zum Frühstück erstmal eine kleine Gesangseinlage (vermutlich kamen deswegen auch die Eltern dann runter) eines Songs dieser Band. Danach zeigten mir die beiden jüngeren Mädels erstmal das Wichtigste von Twickenham. Richtig schön hier!!! (muss ich immer wieder hervorheben) Die beiden quatschten  mich zwar die ganze Zeit zu, aber aufgrund des Verkehrs auf der größten Straße hier im Ortsteil verstand ich mit Glück vielleicht so ca. die Hälfte (das stört aber, egal in welcher Situation, hier niemanden, quasseln geht immer so lange ich "Yes"; "Really?!" oder Sachen wie "Wow, amazing!" ablasse).
Und wieder gab es nach der Erkundungstour ein kleines Workout in Form eines Hockeymatchs (zuviel Energie diese Kids!). Auch meine Lehrerskills wurden heute bei einer kleinen Piano Lesson für eines der Mädchen gleichmal unter Beweis gestellt, von denen vor allem meine neuen Parents angetan sind. Im weiteren Verlauf des Tages kam ich um eine Runde Fußball (wer hätte das gedacht?) nicht drumrum, aber dem Dackelblick des einzigen Jungen hier kann sicher keiner widerstehen (nicht zu vergessen die verwuschelten Haare). Tja, jetzt hab ich an meinem ersten Tag gleich mal nen Muskelkater... Die Ansage "We do this every evening!" bestätigt meine oben genannte Theorie nur, dass ich mit mehr Kondition als je zuvor zurück kommen werde. Da, wie mir erklärt wurde, an Sonntagen Dad oft zu faul ist zum Kochen (Mum kann´s nicht und tut es deswegen auch nicht, wenn nicht nötig) gingen wir erstmal essen. Pizza ahoi! Ja, sogar hier in England haben die sowas. Mein Gastgeschenk, UNO, wurde zum Zeitvertreib mitgenommen. Und ich wäre nicht Luise, würde ich nicht doch am ersten Tag in ein Fettnäpfchen treten... Wir spielen so und ich leg eine Karte, die einem der Kinder so zum Sieg verhalf und was kommt aus meinem Mund? Ein sauberes und beherztes "SHIT". Dumm, dass in dem Moment der Kellner daneben stand und auch sonst alles ruhig war. Meine Gasteltern nahmens gelassen und mein Wuschelkopfboy empfahl mir stattdessen lieber "Fish!" zu sagen (das tut angeblich jeder...).

Alles in allem aber, ein super gelungener Start in mein "neues" Leben! Ich habe wirklich die absolut richtige Familie für mich gefunden (bzw. die Agentur) und fühle mich superwohl, auch wenn ich jetzt wirklich müde bin, was aber vollkommen normal sei, wie mir meine Gastmutter versicherte. Klaro, meine verbal skills sind noch klar ausbaufähig, aber ich habe ja ein Jahr Zeit um daran zu arbeiten und vier kleine Helferlein, die mich mit Vorliebe verbessern (ich will nicht wissen, wer bei dem letzten Teil des Satzes gerade fett grinsen musste).

Meow, Luise

P.S: Ang, alleine macht das wirklich nur halb so viel Spaß




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